
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine psychotherapeutische Methode zur Verarbeitung belastender Erfahrungen. Entwickelt wurde sie von Francine Shapiro in den 1980er-Jahren – ursprünglich zur Behandlung von Traumata, wird sie heute auch bei Angststörungen, chronischem Stress und zunehmend bei ADHS, Suchtverhalten, Essstörungen und anderen Diagnosen eingesetzt.

Aktivierung einer belastenden Erinnerung
Die Person erinnert sich an eine schwierige oder belastende Situation – z. B. ein traumatisches Erlebnis, eine angstauslösende Szene oder eine stressige Alltagssituation.

Gleichzeitige bilaterale Stimulation
Währenddessen folgt die Person mit den Augen, den Fingern oder einem Lichtpunkt, der sich schnell von links nach rechts bewegt. Alternativ können auch Töne oder taktile Reize (z. B. Klopfen auf die Knie oder Hände) links und rechts abwechselnd gegeben werden.

Verarbeitung durch das Gehirn
Die Erinnerung wird sozusagen „neu sortiert“ und verliert ihren belastenden, emotionalen Charakter. Nach mehreren Durchgängen ist die Situation zwar noch erinnerbar, wird aber als weniger bedrohlich oder schmerzhaft erlebt.
Reduktion von Stressreaktionen
EMDR reguliert die Überaktivierung der Amygdala (Alarmzentrum im Gehirn). Der Körper reagiert mit:

niedrigerem Stresspegel

verbesserter Atmung und Herzfrequenz

weniger Muskelspannung
Oft spüren Menschen schon in der Sitzung eine körperliche Erleichterung – wie ein „inneres Aufatmen“.
EMDR stärkt die Verbindung zwischen emotionalen und rationalen Hirnarealen (z. B. präfrontaler Kortex). Das unterstützt die Fähigkeit zur Selbstberuhigung, Impulskontrolle und emotionalen Stabilität.
Kognitiv
Neue Perspektiven, weniger negative Gedanken
Emotional
Beruhigung, Abbau von Angst/Stress
Körperlich
Entspannung, weniger Anspannung
Neurologisch
Bessere Vernetzung & Verarbeitung
Nicht jedes belastende Ereignis wird gleich zum Trauma, dennoch gibt es Verhaltensweisen, wie folgt, die darauf hinweisen:
(Fehlende Fürsorge, emotionale Kälte, Abwertung, Kontrollverhalten)
Typische traumatisch geprägte Verhaltensweisen:

Starke Selbstzweifel & mangelnder Selbstwert

Überangepasstheit („People Pleasing“)

Schwierigkeiten, sich selbst zu beruhigen (emotionale Dysregulation)

Tiefe Sehnsucht nach Anerkennung, aber Angst vor Nähe

Schuldgefühle, wenn man sich abgrenzt

Abhängigkeit von externer Bestätigung (z. B. durch Partner:innen)

Perfektionismus als Versuch, „gut genug“ zu sein
(Abwesenheit, emotionale Unzugänglichkeit, Härte, Kritik, Missbrauch)
Typische traumatische Verhaltensweisen:

Schwierigkeiten mit Autoritäten oder männlichen Bezugspersonen

Gefühl, nie „genug“ zu sein

Probleme mit Durchsetzungskraft und Grenzen

Leistung als Selbstwertquelle („Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere“)

Angst vor Ablehnung oder Versagen

Bindungsangst oder instabile Beziehungen

Unterdrückte Wut / innere Leere
(Beziehung mit narzisstischer Person: Manipulation, Gaslighting, Entwertung, Idealisierung/Abwertung)
Typische Verhaltensmuster danach:

Selbstzweifel und Identitätsverlust („Ich weiß nicht mehr, wer ich bin“)

Chronisches Schuldgefühl („Vielleicht war ich wirklich schuld“)

Hypervigilanz (ständiges Scannen der Umgebung nach Gefahren)

Angst, die eigene Meinung zu sagen

Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen

Isolation & Rückzug

Emotionale Abhängigkeit / toxische Beziehungsmuster wiederholen sich

Vermeidungsverhalten

Soziale Ängste / Unsicherheit in Gruppen

Geringes Selbstwertgefühl

Rückzug / Vermeidung sozialer Situationen

Schwierigkeiten, sich zu behaupten

Übermäßige Selbstkritik

Gefühl von „nicht dazuzugehören"

Innere Wut, oft unterdrückt oder gegen sich selbst gerichtet (z. B. Selbsthass)
Diese Verhaltensweisen sind Schutzstrategien, die in der Vergangenheit sinnvoll oder sogar überlebenswichtig waren. Sie zeigen, dass das Nervensystem versucht hat, mit Überforderung, Schmerz oder Ablehnung umzugehen.
150 Euro/Stunde
3er Paket 410 Euro
6er Paket 790 Euro

Z. B. Schizophrenie, Wahn, Halluzinationen

EMDR kann Desorientierung oder psychotische Episoden verstärken

Z. B. Borderline mit akuter Selbstgefährdung oder schwerer Dissoziation

EMDR kann Überflutung und Retraumatisierung auslösen

Keine EMDR-Verarbeitung ohne vorherige Stabilisierung und Krisenintervention

Z. B. Dissoziative Identitätsstörung ohne funktionale Innenstruktur

EMDR nur mit klarer Diagnostik, Stabilisierung und Traumatherapieerfahrung

Aktiver Konsum verhindert klare Verarbeitung

Erst Entgiftung und therapeutische Stabilisierung

Hirnatrophie (z. B. bei neurodegenerativen Erkrankungen): beeinträchtigte Verarbeitungskapazität

Demenz: Gedächtnis, Realitätsbezug und Verarbeitungsfähigkeit eingeschränkt – EMDR in der Regel nicht geeignet

Hirnverletzungen (z. B. nach Trauma, Schädel-Hirn-Trauma, OP): individuelle ärztliche Abklärung erforderlich
Wichtig: Ist das Arbeitsgedächtnis funktionsfähig? Gibt es Reizüberflutung oder erhöhte Erschöpfbarkeit?

Bei starker psychischer Belastung oder ungeklärter Symptomatik ggf. kein EMDR

Ressourcenarbeit meist unbedenklich
Wie viele Sitzungen benötigt werden, hängt davon ab, ob du therapeutische Vorerfahrung mitbringt und welche Belastungen und Herausforderungen, dich begleiten.
